TUM Think Tank
Wo gesellschaftliche Herausforderungen von heute auf technologische Spitzenleistung von morgen treffen.
Allein im Jahr 2024 finden in über 70 Ländern nationale Wahlen statt – ein entscheidendes Jahr für Demokratien weltweit. Mit dem Aufkommen der generativen KI besteht ein dringender Bedarf, ihre Auswirkungen auf die Integrität und Fairness dieser Wahlprozesse zu verstehen. So hat beispielsweise eine Studie des Massachusetts Institute of Technology gezeigt, dass von KI gesteuerte Desinformationskampagnen bis zu sechsmal schneller verbreitet werden können als tatsächliche Nachrichten. Eine weitere Studie des AI Democracy Projects – unter Leitung von Alondra Nelson, die 2023 den Friedrich Schiedel-Preis für Sozialwissenschaften und Technologie von der TUM erhielt – zeigt, dass die meisten Antworten von KI-Modellen auf Wählerfragen ungenau, unvollständig oder schädlich waren. Die Auswirkungen auf das Wahlverhalten und die Wahlergebnisse sind tiefgreifend und erfordern gründliche Untersuchungen.
Ziele des Projekts
- Kartierung des Feldes: Analyse der globalen Wahllandschaft des letzten Jahres, der Rolle generativer KI in Wahlkampagnen und bei den Wahlen sowie der bestehenden Rahmenbedingungen zur Risikominderung.
- Lernen aus Wahlen rund um den Globus: Erkenntnisse aus den weltweiten Wahlen 2024 gewinnen, um zu verstehen, wie Generative KI Wahlprozesse negativ oder positiv beeinflussen kann.
- Bekämpfung von Miss-/Desinformation:Entwicklung von Strategien zur Minderung der Risiken durch Mis- und Desinformation im Wahlkontext, mit besonderem Fokus auf die kommende Bundestagswahl 2025.
Über Amélie Hennemann-Heldt
Dr. Amélie Hennemann-Heldt bringt eine Fülle an Fachwissen aus ihrer herausragenden Karriere in der digitalen Politik und Medienforschung mit. Sie trat 2022 ins Bundeskanzleramt ein und ist stellvertretende Leiterin des Referats „Allgemeine Fragen der Digitalpolitik“. Zuvor arbeitete sie als Wissenschaftlerin am Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI) und war mit dem Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft verbunden. Zudem war sie Dozentin für Grund- und Menschenrechte an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin sowie an der Universität Jena. Amélie absolvierte Fellowships am Information Society Project der Yale Law School, dem Center for Cyber, Law & Policy der Universität Haifa und dem Weizenbaum-Institut.
In ihrer Forschung konzentrierte sie sich auf Plattformregulierung, Social-Media-Governance, die Auswirkungen neuer Technologien auf die digitale Öffentlichkeit und die Ausübung von Grundrechten im Kontext algorithmischer Entscheidungsfindung und autonomer Systeme. Sie ist Mitbegründerin des HBI Digital Disinformation Hub und Mitherausgeberin eines Bandes über die Konstitutionalisierung sozialer Medien. In ihrer Doktorarbeit untersuchte sie die mittelbare Drittwirkung der Meinungsfreiheit auf Social-Media-Plattformen.
Fellowship of Practice in Zusammenarbeit mit unseren Labs
Als Fellow of Practice wird Amélie mit dem Civic Machines Lab unter der Leitung von Orestis Papkyriakopoulos, dem Content Moderation Lab unter der Leitung von Yannis Theocharis und verschiedenen Mitgliedern der GenAI Task Force zusammenarbeiten, um die Auswirkungen von GenAI auf Wahlen zu erforschen.
Auf dem Summit of the Future werden die UN-Mitgliedstaaten den Global Digital Compact verabschieden, ein umfassendes Rahmenwerk, das die Weichen für die digitale Governance auf der Grundlage gemeinsamer Prinzipien und globaler Prioritäten stellt. Hier erfahren Sie, wie wir zu einer digitalen Zukunft für alle beitragen.
In einer zunehmend digitalen Welt werden die Unterschiede in Bezug auf Zugang, Sicherheit und Innovation zwischen Ländern und Gemeinschaften immer deutlicher. Auf diesem Gipfel werden Vertretende der 193 UN-Mitgliedstaaten gemeinsam an einer Zukunft arbeiten, in der digitale Technologien genutzt werden, um nachhaltige Entwicklung voranzutreiben und globale Ungleichheiten zu überwinden. Der Global Digital Compact zielt darauf ab, kritische Themen wie Konnektivität, digitale Bildung, Datenverwaltung und Vertrauen anzugehen. Er will auch die Meinungsfreiheit schützen und ein vertrauenswürdiges Internet fördern, indem er Maßnahmen zur Rechenschaftspflicht bei Diskriminierung und irreführenden Inhalten einführt. Der Compact ist nicht nur ein Rahmenwerk; er ist eine Vision für eine digitale Zukunft, die offen, frei, sicher und menschenzentriert ist – eine Zukunft, die zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung beiträgt, indem sichergestellt wird, dass niemand im digitalen Zeitalter zurückgelassen wird.
“Wir können keine Zukunft für unsere Enkelkinder auf einem System aufbauen, das für unsere Großeltern geschaffen wurde.”
Antonio Guterres, United Nations Secretary-General
Behalten Sie unsere Social-Media-Kanäle und diese Seite im Auge, um mehr über den Global Digital Compact und unsere damit verbundenen Projekte zu erfahren.
Kommende Veranstaltungen
Summit of the Future Action Days Side Event: Sept 21, 17:15-18:30 CET
"The Power of the Commons: Digital Public Goods for a More Secure, Inclusive, and Resilient World"
Vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen 2024 (UNGA) werden führende Vertretende aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft bei den Vereinten Nationen zum Gipfel der Zukunft zusammenkommen. Dort werden sie über den Pakt für die Zukunft und den Global Digital Compact abstimmen, Leitdokumente, die eine wichtige Gelegenheit bieten, unsere digitale Welt zu gestalten. Zwei Action Days werden dem Gipfel der Zukunft vorausgehen und eine Gelegenheit für multistakeholderbasierte Diskussionen über die Zukunft der globalen digitalen Governance bieten.
Wir laden Sie ein, am Livestream für „The Power of the Commons: Digital Public Goods for a More Secure, Inclusive, and Resilient World“ (Digitale öffentliche Güter für eine sicherere, inklusivere und widerstandsfähigere Welt) einzuschalten - eine Nebenveranstaltung im Rahmen der Aktionstage des Gipfels der Zukunft bei den Vereinten Nationen. Diese Veranstaltung, die von der Wikimedia Foundation, der gemeinnützigen Betreiberin von Wikipedia, ausgerichtet wird, erforscht das transformative Potenzial digitaler öffentlicher Güter (DPGs) wie Wikipedia und digitaler öffentlicher Infrastrukturen (DPIs) bei der Förderung einer nachhaltigen Entwicklung weltweit.
Diese Veranstaltung wird mitgesponsert von den UN-Delegationen Deutschlands, Mexikos und Polens sowie dem Büro des Technologiebeauftragten des UN-Generalsekretärs und den Organisationen Access Now, Network of Centers, Wikimedia Deutschland, Wikimedia Czech Republic, Wikimedia Polska, Wikimedia Europe, und uns hier am TUM Think Tank.
Bei dieser Veranstaltung wird die zentrale Rolle von DPGs und DPIs beleuchtet:
- Der Zivilgesellschaft und den Gemeinschaften weltweit ein Mitspracherecht bei der Entwicklung und Steuerung von Technologien zu ermöglichen
- Digitale Ungleichheiten zu überwinden, um einen gerechten Zugang zu Informationen und Ressourcen zu gewährleisten und
- Die Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDGs) zu fördern, indem die Macht offener und integrativer digitaler Systeme genutzt wird
Wir werden gemeinsam diskutieren:
- Wie Online-Gemeinschaften von verschiedenen Modellen der digitalen Governance beeinflusst werden
- Was notwendig ist, damit DPGs und DPIs erfolgreich sind, mit einem Fokus auf Gemeinwesenbeteiligung, Bildung, Finanzierung und Governance
- Erfolgsbeispiele aus der ganzen Welt bei der Bewältigung drängender Governance-Herausforderungen
- Wege zu einer digital integrativen Zukunft für alle
Weitere Informationen zu der Veranstaltung finden Sie hier. Wir werden den Link zum Livestream weitergeben, sobald er verfügbar ist.
Als Partner des "Festival der Zukunft" werden wir uns mit dem Thema: Zukunftsinsel im Deutschen Museum in München. Treffen Sie uns dort:
GovTech in Action: Herausforderungen der Digitalisierung in Deutschland meistern
Der öffentliche Sektor in Deutschland steht bei seiner digitalen Transformation vor großen Herausforderungen. Diese Podiumsdiskussion wird untersuchen, wie GovTech Lösungen für diese anhaltenden Probleme bieten kann. Wir werden uns mit dem Potenzial von KI zur Verbesserung öffentlicher Dienstleistungen befassen und die Bedeutung der Zusammenarbeit von Behörden mit Start-ups diskutieren. Die Podiumsdiskussion wird sich auch mit den größten Hürden befassen, darunter regulatorische Einschränkungen, Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der erforderliche Kulturwandel innerhalb von Regierungsorganisationen. Seien Sie dabei, wenn wir herausfinden, wie innovative Technologien die digitale Zukunft des öffentlichen Sektors in Deutschland vorantreiben können. Moderiert von unserem Geschäftsführer, Markus Siewert.
Panelist:innen:
- Sandra Pavleka, acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften
- Vanessa Theel, Mitbegründerin und CRO bei SUMM AI
- Lars Zimmermann, Mitbegründer und Vorstandsmitglied des GovTech Campus Deutschland
Donnerstag, 27. Juni 2024: 15 - 16 Uhr
Dome Stage - Festival der Zukunft - Deutsches Museum
Mehr Informationen hier.
Entdecken Sie unsere Labs & Projekte am Familientag - Freier Eintritt am Samstag, 29. Juni
- Enttarnen Sie gemeinsam mit Ihrer Familie WhatsApp-Betrüger (9:00 - 15:00 Uhr): Entlarven Sie Betrüger auf WhatsApp und arbeiten Sie gemeinsam gegen die Uhr. Eine spielerische Art zu lernen, wie man mit Online-Risiken umgeht.
- Mit immersiver Realität in die Geschichte eintauchen (9:00 - 15:00 Uhr): Werden Sie zu investigativen Journalist:innen auf den Spuren der Deportationen im Nationalsozialistischen Deutschland.
- KI in der Bildung (nur um 10 Uhr, 12 Uhr und 14 Uhr): Wie kann künstliche Intelligenz das Lernen revolutionieren? An unserer Workstation können Sie KI-Tools ausprobieren, ethische Fragen diskutieren und spannende Szenarien erkunden.
Kommen Sie zu unserem Stand in den ersten Stock des Hauptgebäudes! Bringen Sie Ihre Familie und Freunde mit und werfen Sie mit uns einen Blick in die Zukunft!
Quantentechnologien haben das Potenzial, unsere Gesellschaft nachhaltig zu verändern - sowohl im Guten als auch im Schlechten. Quantensimulationen beispielsweise: Sie können eine wichtige Rolle in der Bekämpfung des Klimawandels spielen, aber etwa auch bei der Entwicklung chemischer Waffen genutzt werden. Wie also können wir sicherstellen, dass unsere Gesellschaft von den Quantentechnologien profitiert und Risiken vermindert werden?
In einem Kommentar mit dem Titel “A call for responsible quantum technology”, der heute in Nature physics veröffentlicht wurde, plädieren Urs Gasser, Leiter des Quantum Social Labs am TUM Think Tank, und Co-Autor:innen Eline De Jong und Mauritz Kop für den verantwortungsvollen Umgang mit Quantentechnologien und die Festlegung von Leitlinien. Die Basierend auf einer internationalen und interdisziplinären Initiative des Stanford Center for Responsible Quantum Technology präsentieren die Autor:innen einFramework für verantwortungsvolle Quantentechnologien, welches ethische, legale, sozio-ökologische und politische Implikationen in die Forschung und Entwicklung von Quantentechnologien integriert.
Die Entwicklung geeigneter Leitplanken und Governance-Frameworks für Quantentechnologien gehört zu den Hauptzielen des Quantum Social Lab, das von Urs Gasser und Fabienne Marco geleitet wird. Zu diesem Zweck bringt das Lab eine interdisziplinäre Gemeinschaft zusammen, um die Entwicklung und Nutzung quantenbasierter Anwendungen zu untersuchen, zu bewerten und mitzugestalten sowie verantwortungsvolle Innovationen zu fördern.
"Die Geschichte lehrt uns, dass ethische, rechtliche, sozioökonomische und politische Implikationen oft erst im Nachhinein bedacht werden, nachdem eine leistungsstarke Technologie ihren Weg aus dem Labor findet", sagt der Hauptautor Urs Gasser. "Angesichts der möglichen Auswirkungen der Quantentechnologie sollten wir diesen Fehler nicht wiederholen und Leitplanken aufstellen, solange die Technologie noch formbar ist. Unser Aufruf in Nature Physics lädt die wissenschaftliche Gemeinschaft ein, bei der Festlegung von Prinzipien und Praktiken mitzuwirken.”
Den gesamten Kommentar zur verantwortungsvollen Quantentechnologie finden Sie in Nature Physics:
Data Studies und Ethische Datenarbeit - Zwei Stellen verfügbar
Die Ethical Data Initiative am Lehrstuhl für Philosophie und Geschichte der Naturwissenschaften und Technik (bis September 2024) von Prof. Sabina Leonelli ist ein globales Koordinationszentrum für Forschung im Bereich der Datenethik und der damit verbundenen Bildungs- und Politikaktivitäten. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit einem hoch motivierten Postdoktoranden, der unser großes Interesse an der Erforschung von Bildungs-, Sozial- und Governance-Fragen teilt, die sich im Zusammenhang mit der Arbeit mit Daten (sowohl innerhalb als auch außerhalb der wissenschaftlichen Forschung) ergeben, sowie an möglichen zukünftigen Szenarien und Anwendungen, insbesondere im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz.
Wir suchen Stipendiaten mit einem Hintergrund in Politik, Governance oder Datenwissenschaft und einem starken Interesse an Datenstudien und praktischen Anwendungen.
Wir sind ein sehr interdisziplinäres Team und verfügen über weltweit führendes Fachwissen in den Bereichen Philosophie, Geschichte und Sozialkunde von Daten, Datenethik und Governance von Daten und KI. Wir laden den Forscher, der diese Stelle im Rahmen des Lehrstuhls für Philosophie und Geschichte der Wissenschaft und Technik übernimmt, dazu ein, einen wichtigen Beitrag zur Ethical Data Initiative zu leisten.
Über die Ethical Data Initiative am TUM Think Tank
Die Ethical Data Initiativeist ein globales Koordinationszentrum für datenethische Forschung und damit verbundene Bildungs- und Politikaktivitäten. Sie bringt ein Netzwerk relevanter Partner mit dem Ziel zusammen, die verfügbaren Ressourcen zu erweitern, um eine gerechte, ethische und verantwortungsvolle Datenproduktion, -handel, -verarbeitung und -nutzung auf der ganzen Welt zu fördern. Unser besonderes Interesse gilt der Entwicklung von Schulungsressourcen und Governance-Modellen für ressourcenschwache Teile der Gesellschaft, darunter Forschungseinrichtungen sowie kleine und mittlere Unternehmen, zivilgesellschaftliche Organisationen, Sozialdienste, öffentliche Verwaltungen und andere öffentliche Einrichtungen, die weltweit wichtige Datenarbeit leisten, aber in der Regel nicht über interne Ressourcen zur Entwicklung von Fähigkeiten für ein verantwortungsvolles Datenmanagement verfügen.
Was wir bieten:
- Spitzenforschung in einem kollaborativen Umfeld
- Möglichkeiten zur Gestaltung von Politik und Verwaltung in Bezug auf innovative Technologien
- Eine globale Gemeinschaft und Kooperationen mit Partnern wie UNESCO, FAO und OECD
Bewerbung
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung bis zum 1. April 2024!
Da wir die Bewerbungen fortlaufend prüfen, sollten sie so früh wie möglich per E-Mail an tumthinktank@hfp.tum.deeingereicht werden.
Erfahren Sie mehr und bewerben Sie sich hier.
Das Urban Digitainability Lab zielt darauf ab, Digitalisierung und Nachhaltigkeit in städtischen Räumen zu integrieren, um eine zukunftsfähige urbane Daseinsvorsorge zu gestalten. Es adres- siert die Herausforderung, dass trotz der existierenden Forderungen nach einer solchen Integra- tion, ein gemeinsames Verständnis und effektive Konzepte zur Verbindung von Nachhaltigkeit und Digitalisierung nur in Ansätzen vorhanden sind. Das Projekt plant, durch die Schaffung einer Community of Practice, Fortbildungsangebote und einen Kriterienkatalog zur Erfolgsmessung, diesen Mangel zu beheben. Zudem soll der Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis ge- stärkt werden, um innovative und nachhaltige Lösungsansätze in den Bereichen “Mobilität”, “Wohnen” und “Gesundheit” zu fördern.
Aktuell suchen wir Expertise in drei Aufgabenbereichen:
- Community-Expert:in
- Transformationstrainer:in
- Wissenschaftliche Mitarbeiter:in
Die Rollenbeschreibungen und weitere Informationen über das Bewerbungsverfahren finden Sie hier:
Bewerben Sie sich bis zum 2. April und werden Sie Teil unserer bunten TUM Think Tank Gemeinschaft.
Die Stiftung Mercator unterstützt die Umsetzung des Projekts am TUM Think Tank in ihrem Bereich „Digitalisierte Gesellschaft“ über drei Jahre.
Am 16. Februar veranstaltete der TUM Think Tank ein Kamingespräch mit Sir Nick Clegg, President of Global Affairs bei Meta. Im Gespräch mit Urs Gasser, Rektor der Hochschule für Politik (HfP) München, teilte Sir Nick Clegg seine Perspektiven und Einsichten zu einer Reihe von Themen an der Schnittstelle von künstlicher Intelligenz (KI) und Innovation, insbesondere aus europäischer Sicht.
Die weitreichende Diskussion befasste sich mit dem transformativen Potenzial von KI-Technologien und beleuchtete deren Auswirkungen auf verschiedene Sektoren in Europa und weltweit. Sir Nick Clegg, eine führende Persönlichkeit in der Technologielandschaft, beleuchtete die einzigartigen Beiträge Europas und die regulatorischen Überlegungen zu KI und dem Metaverse.
Hier einige der wichtigsten Thesen, die während des Kamingesprächs angesprochen wurden:
1. Die Länder, die am meisten von der KI-Technologie profitieren werden, sind diejenigen, die sie schnell und effektiv einsetzen können, nicht unbedingt diejenigen, die sie entwickeln. Die geopolitischen Diskussionen über KI verlagern sich von Versuchen, den Zugang zu kontrollieren, hin zur Anerkennung der Unvermeidbarkeit ihrer breiten Einführung. Dieser Wandel wird durch Unternehmen wie Meta veranschaulicht, die ihre großen Sprachmodelle (LLMs) als Open Source zur Verfügung stellen, was auf einen Trend zur gemeinsamen Nutzung von Technologie hinweist, um deren Einsatz zu maximieren, statt sie zu kontrollieren.
2. Um das volle Potenzial der KI-Technologien auszuschöpfen, ist eine internationale Zusammenarbeit erforderlich, idealerweise zwischen Technologiedemokratien wie der EU, den USA und Indien. Trotz politischer Herausforderungen und unterschiedlicher Ansätze in der Technologiepolitik könnte die Zusammenarbeit in Forschung und Politik die positiven Auswirkungen der KI erheblich fördern, insbesondere in Bereichen wie Gesundheit und Klimawandel.
3. Da KI aufgrund ihres doppelten Verwendungszwecks sowohl zu nützlichen als auch zu schädlichen Zwecken eingesetzt werden kann, insbesondere bei der Erzeugung realistischer Fehlinformationen, sind laufende Bemühungen von Technologieunternehmen zur Identifizierung und Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten von entscheidender Bedeutung. Die Zusammenarbeit zwischen den wichtigsten Akteuren bei der Festlegung von Standards und Verantwortlichkeiten für KI-generierte Inhalte kann die Nutzer in die Lage versetzen, Fehlinformationen zu erkennen und zu entschärfen.
4. Das Narrativ, dass Technologie, einschließlich KI, von Natur aus schädlich für die Demokratie ist, wird durch den historischen Kontext und empirische Forschung in Frage gestellt. Bedenken über die Auswirkungen der Technologie werden oft übertrieben, und obwohl es wichtig ist, neben dem technologischen Fortschritt auch ethische Leitplanken zu entwickeln, ist die Beziehung zwischen Technologie und gesellschaftlichem Wandel komplex und nicht von Natur aus negativ.
5. In Diskussionen über die KI werden ihre Gefahren oft sensationslüstern dargestellt, indem Szenarien wie der Terminator als relevant angesehen werden und die Verdrängung des Menschen durch die KI befürchtet wird. Diese Tendenz rührt von der Anthropomorphisierung der KI her, die ihr menschenähnliche Eigenschaften zuschreibt, was zu unangebrachten Bedenken führt. Stattdessen sollte die KI als ein Werkzeug betrachtet werden, das bestimmte Aufgaben hervorragend bewältigt, ähnlich wie ein schnell fahrendes Auto. Darüber hinaus gibt es ein Muster, bei dem neue Technologien sowohl von Befürwortern als auch von Gegnern übertrieben werden, wie es in der Vergangenheit beim Radio zu beobachten war. Gegenwärtig werden die Fähigkeiten der KI überschätzt, was moralische Panik und defensive Vorschriften auslöst und von der eigentlichen Frage ablenkt, wie sie effektiv genutzt werden kann.
6. Unternehmen wie Meta, die von 4 Milliarden Menschen pro Tag genutzt werden, tragen eine große Verantwortung, die sie auch anerkennen müssen. Wir brauchen Leitplanken, die nicht nur von Technologieunternehmen entwickelt werden, sondern aus der Zusammenarbeit von Regierung und Gesellschaft entstehen. Es ist nicht ideal, dass die Entwicklung von Leitplanken 20 Jahre nach der Entwicklung der Technologie erfolgt, wie wir es bei den sozialen Medien sehen. Idealerweise sollte dieser Regulierungsprozess gleichzeitig stattfinden.
Das sagen unsere Teilnehmer:innen über die Veranstaltung:
Sofie Schönborn, Doktorandin an der HfP:
"Ich freue mich über die Vielfalt der Menschen, die heute den Weg hierher gefunden haben. Hier treffen Studierende auf Wirtschaftsführer aus der Technologiebranche, auf Wissenschaftler der TUM und auf Vordenker aus dem öffentlichen Raum. Der TUM Think Tank ist ein lebendiger Knotenpunkt, ein Schmelztiegel der Ideen und eine vielfältige Gruppe von Menschen, die sich für Technologie, Gesellschaft und Demokratie einsetzen. Dies ist der Ort für bewusste Diskussionen und gemeinsames Nachdenken über die gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen von Technologien, über Verantwortung und mögliche Zukünfte, die vor uns liegen... und um zusammenzuarbeiten, um menschenzentrierte Technologie-Ko-Kreation und Ko-Design zu ermöglichen!"
Doktorand an der HfP:
"Für mich als Forscher ist die Zusammenarbeit mit führenden Praktikern auf diesem Gebiet sehr bereichernd. Er bietet mir direkten Zugang zu wertvollen Informationen aus erster Hand und hat sich als hilfreich erwiesen, um die Empirie für meine Forschung zu ergänzen, wenn ich sie weiterverfolgt habe. Persönlich inspiriert mich ihr Werdegang und ich freue mich schon auf unsere nächsten Gäste im TUM Think Tank."
Franziska Golibrzuch, Masterstudentin an der HfP:
"Es war sehr aufschlussreich, einem solchen Experten zuzuhören - Sir Nick Clegg gab uns die Perspektive der Industrie, obwohl er einen umfangreichen Hintergrund in der Regierung hat. Besonders im Fall von KI und in der aktuellen Debatte über KI-Regulierung, Sicherheit etc. war dies eine großartige Gelegenheit für uns TUM-Studenten. Alles in allem war es eine hochinteressante Veranstaltung, die viele Anknüpfungspunkte für mein Studium bietet, weil sie die Schnittmenge von Technologie und Politik in den Mittelpunkt der Diskussion stellt und immer wieder die kritischen und wichtigen Überschneidungen im Bereich Innovation, Gesellschaft und Politik beleuchtet. Auch nach dem Kamingespräch hatte ich die Möglichkeit, Fragen zu stellen, was ich sehr schätze."
Vielen Dank an das Meta-Team, das dieses Kamingespräch möglich gemacht hat, und an alle, die daran teilgenommen und zum Nachdenken anregende Fragen gestellt haben.
Sir Nick Clegg ist Präsident of Global Affairs bei Meta. Er kam 2018 zu dem Unternehmen, das damals noch Facebook hieß, nachdem er fast zwei Jahrzehnte im britischen und europäischen öffentlichen Leben tätig war. Bevor er 2005 in das Britische Parlament gewählt wurde, arbeitete er in der Europäischen Kommission und war fünf Jahre lang Mitglied des Europäischen Parlaments. Im Jahr 2007 wurde er Vorsitzender der Liberaldemokraten und war von 2010 bis 2015 stellvertretender Premierminister in der ersten britischen Koalitionsregierung der Nachkriegszeit. Er ist Autor von zwei Bestsellern: Politics: Between the Extremes und How to Stop Brexit (And Make Britain Great Again).
Künstliche Intelligenz und Quantentechnologien - disruptive Technologien, die die Welt verändern können. Am 6. Februar besuchte Staatsminister Markus Blume den TUM Think Tank. Anlässlich des Starts des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 1,9 Millionen Euro geförderten Projekts QuantWorld, präsentierte der TUM Think Tank dem Staatsminister zwei seiner Projekte: das Quantum Social Lab und die Generative AI Taskforce. Ein tiefgreifender Einblick in die Projekte des TUM Think Tanks, der nicht nur Innovationen vorantreibt, sondern selbst eine innovative Entität verkörpert.
Die Generative AI Taskforce fördert verantwortungsvolle Innovation
“ChatGPT war der ‘iPhone-Moment’ der generativen KI”, erklärte Noha Lea Halim, die die Generative AI Taskforce des TUM Think Tanks präsentierte. Generative Künstliche Intelligenz (KI) - allen voran ChatGPT - hat unsere technologische Landschaft grundlegend verändert. Durch den raschen Markteintritt dieser neuen Technologien ist ein Spannungsfeld zwischen Innovation und Regulierung entstanden. Um diese Fragen zu navigieren, hat der TUM Think Tank im April letzten Jahres die Generative AI Taskforce ins Leben gerufen. “Die Taskforce hier am TUM Think Tank sorgt für einen Wissenstransfer von Universitäten zu Wirtschaft und Staat und stärkt die Vorreiterrolle Bayerns in der globalen KI-Landschaft”, so Halim.
Quantentechnologien: Die gesellschaftliche Transformation von morgen - heute schon im Blick
“Passend zum Thema des iPhone-Momentes der künstlichen Intelligenz warten wir im Bereich Quantentechnologie noch auf den sogenannten QDay”, erklärte Urs Gasser, Rektor der Hochschule für Politik München (HfP). “Auch wenn heute noch in weiten Teilen klassische Computing-Systeme eingesetzt werden, sind Quantentechnologien bereits jetzt vorhanden und haben das Potential, die Zukunft nachhaltig zu verändern.”
Genau deshalb haben Urs Gasser und Fabienne Marco im September 2022 mit Unterstützung von TUM Präsident Thomas Hofmann das Quantum Social Lab gegründet. Das Quantum Social Lab beschäftigt sich mit den ethischen, rechtlichen, gesellschaftlichen und technischen Chancen und Herausforderungen, die uns im Laufe der Weiterentwicklung dieser Technologie erwarten. Im Rahmen dessen wird das Lab mit dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Höhe von 1,9 Millionen Euro geförderten Projekt QuantWorld diese neuen Technologien Bürger:innen mit Hilfe von Künstler:innen und einer partizipativen Lernplattform näherbringen. Angesichts der zu erwartenden disruptiven Auswirkungen der Quantentechnologien der zweiten Generation untersucht das Projekt insbesondere konkrete Zukunftsszenarien in den Bereichen Medizin, Banken und Mobilität. “Wir wissen nicht, wie die Zukunft mit Quantentechnologien der zweiten Generation aussehen wird, aber wir sollten nicht die Möglichkeit verpassen, sie zu gestalten”, fasste Fabienne Marco, Leiterin des Labs, zusammen.
„Eine Denkfabrik im besten Sinn und ein echtes Aushängeschild für KI-Forschung und KI-Anwendung in Bayern: Die Projekte des TUM Think Tanks fügen sich hervorragend in die bayerischen KI-Maßnahmen ein. Das KI-Zeitalter und die kommende Quantenrevolution bringen ethische, regulatorische und gesellschaftliche Herausforderungen mit sich, denen wir uns frühzeitig stellen wollen. Das Quantum Social Lab und die Generative AI Taskforce bereiten Bürger und Entscheidungsträger im Freistaat auf die Chancen und gesellschaftlichen Auswirkungen dieser disruptiven Technologien vor. Wir freuen uns, dass diese wichtigen Programme im Freistaat umgesetzt werden und unterstützen die Forschung sowie die Projekte am TUM Think Tank deshalb gerne weiter!“ so der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Markus Blume.
Die Bayerische Staatsregierung setzt sich im Rahmen der Hightech-Agenda aktiv für die Investitionen in Schlüsseltechnologien, Ausbildung, Forschung, Infrastruktur, Transfer und Wissenschaft ein. Der Besuch des Ministers unterstreicht die Bedeutung von Innovation und Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen und Regierungsinstitutionen für die Weiterentwicklung der Gesellschaft und den technologischen Fortschritt. Die Generative AI Taskforce und das Quantum Social Lab sind nur zwei der Beispiele, wie gesellschaftliche und technische Transformation im TUM Think Tank und an der HfP zusammenkommen. Wir bedanken uns für den Besuch und das große Interesse des Staatsministers für Wissenschaft und Kunst, Markus Blume, und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.
Smart Sustainable Cities sind kein Selbstläufer; vielmehr bedürfen sie der Anstrengung verschiedener Akteure und müssen dabei stets das Wichtigste im Blick behalten: die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner selbst. Das Projekt "Urban Digitainability Lab" bringt Akteure aus Politik und Verwaltung sowie städtische Beauftragte mit der Wissenschaft zusammen und lotet aus, welche Lösungen in Städten erfolgreich umsetzbar sind. So lässt sich nicht nur die technologische Innovation, sondern auch Nachhaltigkeit für die Großstädte von morgen vorantreiben.
In Form einer Community of Practice soll zunächst ein Netzwerk aufgebaut werden, in dem Digitalisierungs- und Nachhaltigkeits-Expertinnen und -Experten aus der städtischen Verwaltung sowie Fachleute aus den Bereichen Mobilität, Wohnen und Gesundheit zusammenkommen.
Außerdem wird ein Trainings-Programm mit modularem Aufbau gemeinsam mit der Community erarbeitet, welches Möglichkeiten bietet, Transformationswissen und -kompetenzen zur Gestaltung einer nachhaltig-digitalen Daseinsvorsorge zu erwerben.
Dabei garantiert eine kontinuierliche wissenschaftliche Begleitung, das Erfassen bereits vorhandenen Wissens, die Analyse vorhandener Herausforderungen und das Lernen von Best Practice Beispielen.
Ein neues Urban-Digitainability-Lab am TUM Think Tank der HfP München stellt fortlaufend den wechselseitigen Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis sicher. Dazu dienen etwa Taskforces zu den Themenschwerpunkten Mobilität, Wohnen und Gesundheit sowie verschiedene Formate, die den Transfer zwischen Universität und Städten befördern sollen.
Projektkoordinatoren Prof. Dr. Stefan Wurster und Dr. Markus Siewert (Managing Director des TUM Think Tanks) versprechen sich langfristig sichtbare Effekte aus dem Projekt. „Uns ist es wichtig, einen Raum zu schaffen, in dem Verantwortliche aus allen Bereichen rund um die digital-nachhaltige Transformation von Städten zusammenkommen und gemeinsam diskutieren, lernen und experimentieren. Nur so können Städte nachhaltig mit der digitalen Transformation Schritt halten“, so Stefan Wurster, Professor für Policy Analysis an der Hochschule für Politik München und der TUM.
Die Stiftung Mercator unterstützt die Umsetzung des Projekts am TUM Think Tank in ihrem Bereich „Digitalisierte Gesellschaft“ mit einer Fördersumme von rund 1,3 Mio. Euro über drei Jahre. Carla Hustedt, Leiterin des Bereichs Digitalisierte Gesellschaft betont: „Für das Gelingen der Digitalen Transformation ist es notwendig, dass die Bedürfnisse der Bürger*innen im Fokus stehen. Vor diesem Hintergrund fördern wir Akteure, die sich für mehr Transparenz und Beteiligung am Handeln staatlicher Akteure einsetzen. Das vorliegende Projekt fügt sich hier ein, indem es die digitale Daseinsvorsorge in städtischen Gebieten stärker auf die Nachhaltigkeitsziele und die Bedürfnisse der Bürger*innen auszurichten versucht.“
Die Stiftung Mercator ist eine private, unabhängige und gemeinnützige Stiftung. Seit 1996 tritt sie für eine solidarische und partizipative Gesellschaft ein. Dazu fördert und entwickelt sie Projekte, die Chancen auf Teilhabe und den Zusammenhalt in einem diverser werdenden Gemeinwesen verbessern. Die Stiftung Mercator setzt sich für ein weltoffenes, demokratisches Europa ein, eine an den Grundrechten orientierte digitale Transformation von Staat und Gesellschaft sowie einen sozial gerechten Klimaschutz.
Das durch das Bayerische Forschungsinstitut für Digitale Transformation (BIDT) geförderte Forschungsprojekt "Einsatz von KI zur Erhöhung der Resilienz gegen Toxizität in der Online-Unterhaltung", von Prof. Dr. Yannis Theocharis (Lehrstuhl für Digital Governance), erforscht die Verbreitung extremistischer, verschwörerischer und irreführender Inhalte in sozialen Medien und untersucht dabei, wie diese Inhalte durch unterhaltsame Inhalte eingebettet werden. Es zielt darauf ab, durch die Kombination von Unterhaltungstheorien, visueller Kommunikation und toxischer Sprache mit KI-Methoden, das Verständnis für die Wirkung dieser Inhalte auf das Nutzerverhalten zu vertiefen. Dieses Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zur Analyse und Bekämpfung von Online-Toxizität. Mehr Informationen finden Sie auf der Projektseite oder der Pressemitteilung des BIDT.
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