Aktivitäten filtern

oder
Typ

Generative KI verändert die Art, wie wir Governance denken. Quantencomputing definiert Sicherheitsstandards neu. Diese Technologien entwickeln sich mit einer Geschwindigkeit, die selbst die agilsten Regulierungsansätze herausfordert. Sie bieten enorme Chancen – von effizienterer öffentlicher Verwaltung über fundiertere Entscheidungsfindung bis hin zur Revolution der Datensicherheit. Gleichzeitig werfen sie komplexe Fragen auf: Wer legt die Regeln fest? Wie sichern wir Rechenschaftspflicht? Und können Governance-Rahmen mit der technologischen Dynamik Schritt halten?

Beim Workshop „Frontier Technologies – Governance Frontiers“ in Singapur, veranstaltet von der Technischen Universität München (TUM), der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), TUM Asia und dem TUM Think Tank, standen genau diese Fragen im Mittelpunkt. Expert\*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik kamen zusammen, um die Governance von KI und Quantentechnologie nicht als ferne Zukunftsvision, sondern als aktuelle politische und gesellschaftliche Herausforderung zu diskutieren.

Die Diskussionen machten eines deutlich: Governance ist kein statisches Regelwerk – sie ist ein dynamischer Prozess, der sich kontinuierlich an technologische Entwicklungen anpassen muss. Weltweit entstehen dabei unterschiedliche Modelle, jedes mit eigenen Implikationen: Der „Brussels Effect“ beschreibt, wie strenge EU-Regulierungen globale Standards prägen und klare rechtliche Grenzen für KI und digitale Technologien setzen. Der „Silicon Valley Effect“ hingegen betont Selbstregulierung und marktorientierte Innovationskraft. Der „Beijing Effect“ steht für ein staatszentriertes Modell mit zentraler Kontrolle.

Diese Paradigmen verdeutlichen die Herausforderung: Wie können wir Zukunftstechnologien so gestalten und regulieren, dass sie wirksam, ethisch vertretbar und global anschlussfähig sind?

Generative KI

Wenn es um generative KI geht, beginnen Regierungen zunehmend damit, KI-basierte Lösungen in der öffentlichen Verwaltung zu integrieren – doch Bedenken hinsichtlich Voreingenommenheit, Rechenschaftspflicht und regulatorischer Zersplitterung bestehen weiterhin. Singapurs nationale KI-Strategie, erstmals 2019 vorgestellt und kürzlich überarbeitet, steht exemplarisch für einen Ansatz, der Innovation mit Schutzmaßnahmen in Einklang bringen will. Ein zentrales Element ist das AI Verify Toolkit – eine Open-Source-Plattform, die es Unternehmen und Aufsichtsbehörden ermöglicht, KI-Systeme auf ihre ethische und regulatorische Konformität hin zu prüfen.

Doch reicht freiwillige Governance aus? Die Debatte ist offen: Während einige für industriegetriebene Leitlinien plädieren, fordern andere verbindliche gesetzliche Regelungen. Singapur verfolgt aktuell einen hybriden Ansatz – es fördert die freiwillige Anwendung solcher Tools, plant jedoch einen klaren Fahrplan hin zur Regulierung. Die EU hingegen geht mit dem AI Act einen strengeren Weg: Hier sind verbindliche Vorschriften von Beginn an vorgesehen.

Doch jenseits der Regulierung wirft KI auch Fragen nach digitalem Vertrauen und kultureller Repräsentation auf. Große KI-Modelle werden überwiegend mit westlich geprägten Datensätzen trainiert – mit der Gefahr, sprachliche und kulturelle Vielfalt zu verdrängen. Singapur reagiert darauf mit gezielten Investitionen in KI-Projekte, die lokale Dialekte bewahren und nationale Identität in KI-Anwendungen verankern sollen.

Dies verweist auf ein größeres Thema: Wenn KI die Funktionsweise von Gesellschaften mitprägt – wer bestimmt dann, welche Werte sie verkörpert?

Quantentechnologien

Quantentechnologien stellen die Governance vor völlig neue Herausforderungen. Auch wenn sich Quantencomputing noch in einem frühen Entwicklungsstadium befindet, birgt es das Potenzial, Verschlüsselung, Sicherheit und geopolitische Machtverhältnisse grundlegend zu verändern. Singapurs National Quantum-Safe Network (NQSN) dient als Testfeld für quantensichere Verschlüsselung und nutzt die zentral verwaltete Glasfaserinfrastruktur des Landes, um Standards für sichere Quantenkommunikation zu erproben.

Doch Governance darf nicht an nationalen Grenzen enden. Das globale Rennen um „Quantum Supremacy“ – maßgeblich vorangetrieben von den USA, China und der EU – wirft dringliche Fragen zur internationalen Zusammenarbeit auf: Sollten Institutionen wie die Vereinten Nationen oder die Welthandelsorganisation (WTO) an der Entwicklung internationaler Governance-Rahmen beteiligt sein? Oder setzen sich nationale Alleingänge durch, mit der Folge regulatorischer Inkonsistenzen, die globale Sicherheitsrisiken bergen könnten?

Während sich KI und Quantencomputing rasant weiterentwickeln, muss Governance proaktiv, inklusiv und vorausschauend bleiben. Der Workshop betonte die Notwendigkeit grenzüberschreitender Zusammenarbeit und interdisziplinären Austauschs, um Governance nicht bloß als Reaktion auf technologische Veränderungen zu begreifen, sondern als gestaltende Kraft für eine nachhaltige, demokratische und gerechte Zukunft.

TL;DR

Die Technische Universität München (TUM), das Rule of Law Programme Asia der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS RLPA), TUM Asia sowie der TUM Think Tank veranstalteten am 20. Februar 2025 das Event „Frontier Technologies – Governance Frontiers“ in Singapur. Die exklusive Veranstaltung bot eine interaktive Plattform, um zu untersuchen, wie Generative KI und Quantentechnologien die Governance verändern. Die Teilnehmenden diskutierten zentrale Herausforderungen für Regulierungs- und Steuerungsprozesse sowie das Potenzial dieser aufkommenden Technologien, tiefgreifende Innovationen im öffentlichen Sektor anzustoßen.

Behalten Sie den Überblick in Sachen Innovation.

Melden Sie sich für unseren Newsletter an und folgen Sie uns auf unseren Social Media Kanälen.