TUM Think Tank
Wo gesellschaftliche Herausforderungen von heute auf technologische Spitzenleistung von morgen treffen.
Da digitale Technologien zunehmend handlungsähnliche Eigenschaften aufweisen, verschwimmen die Grenzen zwischen menschlicher und künstlicher Handlungsfähigkeit – und es stellen sich grundlegende Fragen zu Institutionen, Identität und Governance. Trotz rasanter Fortschritte im Bereich der Künstlichen Intelligenz fehlt es bislang an belastbaren konzeptionellen Rahmenwerken, die helfen, zu verstehen, wie künstliche Akteure komplexe soziale Systeme prägen, herausfordern und transformieren.
Dieses Fellowship-of-Practice-Projekt am TUM Think Tank zielt darauf ab, einen interdisziplinären Zugang zur künstlichen Handlungsfähigkeit zu entwickeln. Es stützt sich auf Erkenntnisse aus der Evolutionstheorie, der Komplexitätsforschung, der Institutionenökonomik und der Technikphilosophie. Im Zentrum steht die Frage, wie künstliche Akteure mit menschlichen Systemen interagieren – und wie diese Ko-Evolution institutionelle Dynamiken, Identitätsbildung und gesellschaftliche Resilienz beeinflusst.
Durch theoretische Grundlagenarbeit, empirische Fallstudien und zukunftsorientierte Politikentwicklung möchte das Projekt praktische Governance-Werkzeuge und ethische Rahmenbedingungen für den Umgang mit autonomen Systemen schaffen.
Thematische Schwerpunkte des Projekts
- Theoretische Grundlagen
Entwicklung eines konzeptionellen Rahmenwerks zur Unterscheidung verschiedener Formen von Handlungsfähigkeit (menschlich, institutionell, künstlich) und ihrer Wechselwirkungen in komplex-adaptiven Systemen - Empirische Analyse
Fallstudien zu den Auswirkungen künstlicher Akteure auf Institutionen wie Märkte, Rechtssysteme und demokratische Prozesse – sowie auf die menschliche Identitätsbildung - Politik & Governance
Erarbeitung von Zukunftsszenarien, Policy Briefs und ethischen Leitlinien zur Unterstützung von institutionellem Design und Entscheidungsfindung in Mensch-Maschine-Systemen
Das Projekt wird mehrere zentrale Initiativen des TUM Think Tank unterstützen – darunter das Law & Tech Lab, die Government Innovation & Technology Initiative, das Civic Machines Lab, das Quantum Social Lab und die Hemispheres Initiative – sowie bereichsübergreifende Arbeitsgruppen in unserem internationalen Forschungsnetzwerk.
Über den Fellow
Nicklas Berild Lundblad ist ein international anerkannter Experte für Technologiepolitik und die Regulierung Künstlicher Intelligenz – mit über 25 Jahren Erfahrung an der Schnittstelle von Technologie, Gesellschaft und Public Affairs.
Derzeit ist er in den Bereichen Forschung, Beratung und Investitionen tätig. Zuletzt war er als Strategieberater bei Google DeepMind aktiv. Zuvor hatte er leitende Positionen in den Bereichen Public Policy und Government Affairs bei DeepMind, Google und Stripe inne. Als Vice President Public Policy für EMEA bei Google leitete Nicklas Teams, die sich in komplexen regulatorischen Umfeldern bewegten, und arbeitete eng mit hochrangigen Akteuren in EU-Institutionen und nationalen Regierungen zusammen. Zudem gründete er die Foresight-Funktion der Google-Politikabteilung.
Er promovierte in Informatik mit einer Dissertation zum Thema „Law in the Noise Society“ und verfügt über akademische Abschlüsse in den Bereichen IT-Recht, Datenschutz und Philosophie. Seine wissenschaftlichen Interessen liegen in der Governance aufstrebender Technologien, der Rolle von Komplexität in Regulierungssystemen sowie den philosophischen Implikationen Künstlicher Intelligenz.
Neben seiner politischen Arbeit ist Nicklas Autor von vier Büchern über Technologie und Gesellschaft, war Adjunct Professor an der KTH in Stockholm, ist Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie der Ingenieurwissenschaften und Eisenhower Fellow.
Fellowship of Practice am TUM Think Tank
Das Fellowship of Practice fördert den Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, indem erfahrene Praktiker*innen in die Arbeit des TUM Think Tank eingebunden werden. Die Fellows arbeiten eng mit unseren Labs und Forschungsinitiativen zusammen und schlagen Brücken zwischen Theorie und Praxis, um drängende gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen. Das Programm unterstützt evidenzbasierte Politikgestaltung, interdisziplinäre Zusammenarbeit und Wirkung in der Praxis.
TL;DR
Nicklas Berild Lundblad verstärkt den TUM Think Tank als Senior Fellow of Practice, um ein neuartiges interdisziplinäres Rahmenwerk zu entwickeln: Es soll besser verständlich machen, wie künstliche Handlungsfähigkeit Institutionen verändert, menschliche Identität prägt und soziale Komplexität erhöht. Das Projekt verbindet Ansätze der Evolutionstheorie und der Komplexitätsforschung und zielt darauf ab, sowohl theoretische Einsichten als auch praktische Governance-Strategien zu entwickeln – für Gesellschaften, die sich auf das Entstehen künstlicher Akteure einstellen müssen. Die Zusammenarbeit schlägt eine Brücke zwischen theoretischem Verständnis und politischer Handlungsfähigkeit und leistet damit einen konkreten Beitrag zu widerstandsfähigeren und anpassungsfähigeren Institutionen im Zeitalter sich rasant entwickelnder künstlicher Handlungsfähigkeit.
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