
Künstliche Intelligenz im Wissenschaftsbetrieb: Chancen, Risiken und Wege in die Zukunft
Die Künstliche Intelligenz (KI) hat das Potenzial, den Wissenschaftsbetrieb grundlegend zu verändern. In einer Landtagsanhörung im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst wurde Enkelejda Kasneci, Leiterin der Generative AI Taskforce am TUM Think Tank, gemeinsam mit anderen Expert:innen zu den Chancen und Risiken von KI im Hochschulbereich befragt. Die Diskussion drehte sich um die Vorbereitung von Studierenden und Lehrenden auf den Einsatz von KI, die Rolle von KI-Tools wie ChatGPT in der Schreibarbeit und die Notwendigkeit einer offenen und zugänglichen Nutzung von KI-Tools in Bibliotheken. Trotz einiger Bedenken betonten die Expert:innen den positiven Einfluss von KI und plädierten für einen optimistischen Blick auf die Zukunft des Wissenschaftsbetriebs.
Enkelejda Kasneci zitierte eingangs Ex-US-Bildungsminister Richard Riley: „Wir bilden derzeit Lernende für Arbeitsplätze aus, die noch nicht existieren, um Technologien einzusetzen, die noch nicht erfunden wurden, damit sie Probleme lösen, von denen wir noch nicht einmal wissen, dass sie Probleme sein werden.“ KI-Tools wie ChatGPT helfen dabei, Schreibarbeit zu automatisieren und die Kreativität zu steigern. Durch diese Technologie können Studierende Gedichte "prompten" oder ganze Drehbücher schreiben. Die Kombination von Text und Bild eröffnet weitere Möglichkeiten, die noch erforscht werden müssen. Es sei unabdingbar, so Kasneci, dass jeder Absolvent ein grundlegendes Verständnis von KI besitze, um den Anforderungen des Arbeitsmarktes gerecht zu werden. Es dürfe kein Absolvent mehr aus der Uni herauskommen, der kein Grundwissen über KI habe.
Die Leiterin der Generative AI Taskforce betonte, dass die generative KI stetig fortschreitet und immer kürzere technologische Zyklen aufweist. Dies eröffne Möglichkeiten für aktive, kollaborative und immersive Lernumgebungen, die individuell auf die Bedürfnisse der Lernenden zugeschnitten seien. Dieser Ansatz unterstützt die UNESCO Education 2030 Agenda, die einen menschenzentrierten Ansatz für KI in der Bildung fordert, um Inklusion und Gerechtigkeit voranzutreiben. Unter dem Motto "AI for All" sollen alle von der technologischen Revolution profitieren und und ihre Früchte ernten, insbesondere in Form von Innovation und Wissen.
Grundsätzliche Kompetenzziele im Bereich des wissenschaftlichen Schreibens werden nach wie vor erhalten bleiben und auch langfristig nicht ersetzt werden. Die Einführung von KI-Schreibwerkzeugen erfordert jedoch eine Anpassung, bei der die Integration verantwortungsbewusst erfolgen sollte. Während der Anhörung wurden auch rechtliche Fragen hervorgehoben, wie das Urheberrecht, Datenschutz und Haftung. Hochschulen sollten diese Aspekte sorgfältig prüfen und angemessene Maßnahmen ergreifen, um die Rechte aller Beteiligten zu schützen, so Kasneci.
Obwohl einige Studierende und Lehrende die Effizienz und Unterstützung von KI-Schreibwerkzeugen schätzten und durchaus Vorteile in der Zeitersparnis, der Generierung von Ideen und der Fehlererkennung sähen, bestünde auch eine gewisse Skepsis gegenüber der automatisierten Textgenerierung. Bedenken bezüglich Plagiats und Datenschutz könnten ebenfalls zu Akzeptanzproblemen führen. Vorbehalte haben Studierende und Lehrende laut Kasneci vorwiegend im Bezug auf die Genauigkeit, Zuverlässigkeit und Ethik von KI-generierten Texten. Es könnte ein Gefühl des Kontrollverlusts entstehen, wenn KI-Schreibwerkzeuge als Ersatz für traditionelle Schreibfähigkeiten wahrgenommen werden. Daher sei es wichtig, diese Bedenken anzuerkennen und eine umfassende Aufklärung, Schulung und Beratung bereitzustellen, um das Vertrauen und die Akzeptanz von Studierenden und Lehrenden zu fördern.
Allgemein waren sich die Expert:innen einig, dass ein "kalibriertes Vertrauen" in KI im Wissenschaftsbetrieb erforderlich ist. Dies bedeutet, dass Studierende und Lehrende auf den Einsatz von KI vorbereitet werden sollten, um die Chancen dieser Technologie optimal nutzen zu können. Es wurde betont, dass KI-Tools wie ChatGPT die Schreibarbeit automatisieren und die Kreativität steigern können. Dies ermöglicht es Studierenden und Lehrenden, sich auf anspruchsvollere Aufgaben zu konzentrieren.
Kasneci appellierte: „Bildung muss sich von Routine- und unpersönlichen Aufgaben hin zu persönlichen, komplexeren und kreativen Aufgaben entwickeln. Wir müssen Wege finden, um in der Hochschullehre die Förderung vielseitiger Kompetenzen über Lehrpläne und Curricula hinaus zu ermöglichen und einen starken Fokus auf Kreativität, kritisches Denken, Kollaboration und Kommunikation legen.“
Sie fügt hinzu: „Insgesamt stehen wir vor einer aufregenden Zeit des Wandels in der Bildung. Die Frage wird sein, wie schaffen wir es Innovation und Wissen für alle zugänglich zu machen, eine gerechtere und inklusivere Bildungslandschaft zu ermöglichen, die den Anforderungen der sich disruptiv veränderbaren Welt gerecht wird.“