Nicklas Berild Lundblad verstärkt den TUM Think Tank als Senior Fellow of Practice, um einen neuartigen interdisziplinären Rahmen zu erarbeiten, der aufzeigt, wie künstliche Handlungsfähigkeit Institutionen wandelt, menschliche Identität prägt und soziale Komplexität steigert.

Das Projekt verknüpft Evolutionstheorie und Komplexitätswissenschaft, um sowohl theoretische Einsichten als auch praxisnahe Governance-Ansätze für Gesellschaften zu entwickeln, die sich der Entstehung künstlicher Agenten stellen. Ziel dieser Kooperation ist es, wissenschaftliches Verständnis in konkrete politische Richtlinien zu übersetzen und so unmittelbar widerstandsfähigere sowie anpassungsfähigere institutionelle Gestaltungsprinzipien in einer Zeit rasanter Entwicklung künstlicher Agenten zu fördern.

Über das Projekt

Digitale Technologien entwickeln zunehmend eigenständige Handlungsqualitäten, wodurch die Grenze zwischen menschlichen und künstlichen Aktionen verschwimmt. Dies wirft grundlegende Fragen zur Rolle von Institutionen, zur Identitätsbildung und zu Governance-Strukturen auf. Trotz rasanter Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz fehlt bislang ein belastbarer konzeptioneller Rahmen, der erklärt, wie künstliche Agenten komplexe soziale Systeme prägen, herausfordern und verändern.

Das Projekt am TUM Think Tank verfolgt einen interdisziplinären Ansatz, um auf Basis von Evolutionstheorie, Komplexitätswissenschaft, Institutionenökonomie und Technologiephilosophie ein integriertes Modell künstlicher Agenten zu entwickeln. Im Fokus steht die Wechselwirkung zwischen künstlichen Akteuren und menschlichen Systemen sowie deren gemeinsame ­(Ko-)Evolution institutioneller Dynamiken, Identitätsprozessen und gesellschaftlicher Resilienz.

Durch theoretische Grundlagenarbeit, empirische Fallstudien und zukunftsorientierte Politikentwicklung will das Projekt praktische Steuerungsinstrumente und ethische Rahmenbedingungen für die Navigation im Zeitalter autonomer Systeme bereitstellen.

Projektschwerpunkte

  • Theoretische Grundlagen: Entwicklung eines konzeptionellen Rahmens zur Unterscheidung von Formen des Handelns (menschlich, institutionell, künstlich) und deren Interaktionen innerhalb komplexer adaptiver Systeme
  • Empirische Analyse: Fallstudien, die untersuchen, wie künstliche Agenten Institutionen wie Märkte, Rechtssysteme und demokratische Prozesse beeinflussen und wie sie die menschliche Identitätsbildung beeinflussen
  • Politik & Governance: Erstellung von Zukunftsszenarien, Policy Briefs und ethischen Richtlinien zur Unterstützung der institutionellen Gestaltung und Entscheidungsfindung in Mensch-Maschine-Systemen

 

Das Projekt wird einen Beitrag zu mehreren Schlüsselinitiativen des TUM Think Tanks leisten, darunter das Law & Tech Lab, die Government Innovation & Technology Initiative, das Civic Machines Lab, das Quantum Social Lab und die Hemispheres Initiative, sowie zu laborübergreifenden Arbeitsgruppen in unserem internationalen Forschungsnetzwerk.

Nicklas Berild Lundblad

Nicklas Berild Lundblad ist ein international renommierter Experte für Technologie- und KI-Governance mit über 25 Jahren Erfahrung an der Schnittstelle von Technologie, Gesellschaft und Public Affairs. Heute ist er in Forschung, Beratung und Investitionen tätig. Zuletzt beriet er Google DeepMind strategisch; zuvor leitete er Public-Policy- und Government-Affairs-Teams bei DeepMind, Google und Stripe. Als Vice President Public Policy EMEA bei Google führte er Teams durch ein komplexes regulatorisches Umfeld und arbeitete eng mit EU-Institutionen sowie nationalen Regierungen zusammen. Darüber hinaus gründete er Googles Abteilung für politische Vorausschau.

Er promovierte in Informatik mit einer Dissertation zu „Recht in der Lärmgesellschaft“ und verfügt über akademische Abschlüsse in IKT-Recht, Datenschutz und Philosophie. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte sind die Steuerung neu entstehender Technologien, die Komplexität regulatorischer Systeme und die philosophischen Implikationen künstlicher Intelligenz.

Neben seiner Policy-Arbeit ist er Autor von vier Büchern über Technologie und Gesellschaft, ehemaliger außerordentlicher Professor am KTH, Mitglied der Königlichen Akademie der Technikwissenschaften (IVA) und Eisenhower Fellow.

Das Fellowship of Practice wird in persönlicher Kapazität ausgeführt.

Fellowship of Practice am TUM Think Tank

Das Fellowship of Practice fördert den Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft durch die Einbindung erfahrener Praktiker in die Arbeit des TUM Think Tanks. Die Fellows arbeiten mit unseren Labs und Forschungsinitiativen zusammen und schlagen eine Brücke zwischen Theorie und Praxis, um drängende gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen. Das Programm unterstützt evidenzbasierte Politikgestaltung, interdisziplinäre Zusammenarbeit und reale Auswirkungen.

Team

Nicklas Berild Lundblad

fellow of practice

Projekte

Einbindung erfahrener Praktiker in die Arbeit des TUM Think Tanks

Fellowship